GRAFIK. Sechs Kinder- und sechs Familienspiele waren es ursprünglich, dann zweimal drei – unter ihnen wurden heute in Leipzig die Sieger der Auszeichnung "Spielgrafik des Jahres" gekürt: Mysterium und Spookies.
Beide Spiele, das in der Kategorie Familie angesiedelte Mysterium und das meist als reines Kinderspiel verkannte Spookies überzeugen nach Urteil der fachkundigen Jury durch ihre handwerklichen Qualitäten.
Warum Mysterium den Preis gewonnen hat
Die Jury: "Mit Mysterium zeichnen wir ein Spiel aus, dessen Spielidee gänzlich durch die Grafik getragen wird. Schon das Cover verspricht ein schönes Spiel, aber nach dem Öffnen entfaltet sich ein wahrer Zauber. Alles was im Spiel passiert, passiert über die Grafik.
Zum Beispiel die Karten: Sie vermitteln keine Wahrheiten, Farben oder Zahlen, die es zu erraten gilt. Vielmehr werden durch bewusste und auch unbewusste Hinweise bei jedem Spieler eigene Assoziationen ausgelöst. Nur dadurch gelingt es, das Mysterium überhaupt zu lösen. Beim Spielen taucht man in eine surreale Welt ein und wird zum visuellen assoziierenden Hellseher.
Die Arbeit von Igor Burlakov und Xavier Collette ist kreativ und fantasievoll – und auch außergewöhnlich aufwändig. Weit über hundert Illustrationen, kein Millimeter bleibt hier ungestaltet, nie wird die Grafik langweilig. Ein Spiel wie ein Kunstwerk."
Warum spookies den Preis gewonnen hat
Die Jury: "Michael Menzel ist die Gratwanderung gelungen, mittels kindertauglicher Elemente ein gruseliges Szenario zu schaffen, das auch auf Erwachsene nicht albern wirkt. Der Grafiker spielt mit Perspektiven, obwohl eigentlich wenig vorhanden ist, nämlich nur ein Haus mit Vorgarten. Dabei fließen spielrelevante funktionale Elemente wie die Zahlen der Wertungsstufen, so elegant ein, dass sie niemals die Atmosphäre stören. Sie werden wie selbstverständlich wahrgenommen.
Begleitend reichert Michael Menzel diese Gesamtgrafik mit kleinen Hinguckern an, die man beiläufig entdeckt. Ein Mädchen mit Teddybär, das an der Decke läuft, eine Tatze, die aus einem Schrank greift … Der Grafiker weiß um die Tradition des Grusel-Comics und des Kinderbilderbuchs. Er spielt mit beiden Genres.
Das perfekte Fine-Tuning des Designs wird abgerundet durch Farbgebung, Lichteffekte und Typografie."
Beide Preisträger waren übrigens schon Gewinner eines Graf Ludo: Xavier Collette im Vorjahr für Abyss, Michael Menzel für Eselsbrücke und Die Legenden von Andor.
Die Jury der Spielauszeichnung hatte im August die Auswahlliste auf je drei Nominierungen für den Spielgrafikpreis Graf Ludo 2016 verkürzt. Hier die nominierten Titel (alphabetisch sortiert):
Kategorie „Beste Familienspielgrafik" Graf Ludo 2016
- Die blutige Herberge (Verlag: Pearl Games, Illustration: Luis Francisco, Weberson Santiago, Autor: Nicolas Robert). Begründung der Jury: "Unter den vielen hundert neuen Spielen des Jahrgangs sticht die Grafik besonders ins Auge: Die originelle, an die 70er Jahre erinnernde Retrografik schafft eine Atmosphäre des Unbehagens und setzt gekonnt Aspekte des Italo-Expressionismus in Szene."
- Die Wände haben Ohren (Verlag: MeterMorphosen, Illustration: Philip Waechter). Begründung der Jury: "Durch Verwendung gekonnt reduzierter und trotzdem witziger Inszenierungen von Redewendungen erhält eine traditionelle Spielidee neuen Pfiff."
- Mysterium (Verlag: Libellud, Grafik: Igor Burlakov, Xavier Collette, Autoren: Oleksandr Nevskiy, Oleg Sidorenko). Begründung der Jury: "In der Art eines "Wimmelbildes" schafft der Grafiker ein Szenario, in das der Spieler fast virtuell eintauchen kann. Die Spielidee wird gänzlich durch die Grafik getragen."
Kategorie „Beste Kinderspielgrafik" Graf Ludo 2016
- Bauboom (Verlag: Amigo, Grafik: Gediminas Akelaitis, Autor: Arpad Fritsche). Begründung der Jury: "Die lebendige Baustelle wird mit Mutz zu dezenten Farben in Szene gesetzt. Die grafischen Qualitäten fallen bei den täuschend dreidimensionalen, quaderförmigen Spielelementen ins Auge."
- Insektenhotel (Verlag: Logis, Illustration: Gediminas Akelaitis, Autor: Dennis Kirps, Christian Kruchten). Begründung der Jury: "Durch die sehr gute Herausarbeitung unterschiedlicher Charaktere wird den sonst eher ungeliebten Krabbeltieren eine Persönlichkeit mit Identifikationspotenzial verliehen."
- Spookies (Verlag: Haba, Illustration: Michael Menzel, Autor: Stefan Kloß). Begründung der Jury: "Dem Grafiker ist die Gratwanderung gelungen, mittels kindertauglicher Elemente ein gruseliges Szenario zu schaffen, das auch auf Erwachsene nicht albern wirkt."
Auszeichnung für Konsumenten ein wertvoller Hinweis
Die Auszeichnung wurde schon zum achten Mal für herausragende Leistungen in den beiden Kategorien vergeben. Sie ist nicht nur für die Grafiker ein Gewinn, sondern auch für Konsumenten ein wertvoller Hinweis, denn damit werden Spiele empfohlen, deren gestalterische Qualität das Spielvergnügen optimal unterstützt. Neben augenscheinlichen Charakteristika wie Ästhetik und handwerklicher Ausführung sind auch funktionale Kriterien maßgebend, damit ein Spiel mit dem Graf Ludo gekrönt wird.
Der Spielegrafikpreis Graf Ludo 2016 wird traditionell auf der Messe modell-hobby-spiel in Leipzig vergeben. Es ist Deutschlands besucherstärkste Publikumsmesse für die Bereiche Spiel, kreatives Gestalten, Modellbau und Modellbahn. Die Auszeichnung wird von der Leipziger Messe unter Spieleneuheiten der zwei aktuellen Jahrgänge verliehen.
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