Es muss nicht immer sechseckig sein
Zweimal Lob gleich vorweg: Cacao gehört zu den schönen Spielen dieses Jahrgangs, wobei schön im Sinne von ästhetisch gemeint ist. Aber mit Schönheit allein kommt man nicht weit. Cacao gehört auch zu den guten Spielen.
Wie bei einem Schachbrett liegen bei Cacao abwechselnd Arbeiter- und Urwaldplättchen nebeneinander. Spieler Rot legt in diesem Beispiel sein Arbeiterplättchen so an, dass er mit zwei Arbeitern je eine Cacao-Frucht (links) erhält und eine Cacao-Frucht für zwei Gold (unten) verkaufen kann. |
Bilder: Abacus |
Was Thema ist, ist einfach erklärt, wie auch das Spiel selbst mit sehr wenigen und simplen Regeln auskommt. Ein Einsteiger-Spiel, das aber genug Tiefgang hat, damit auch anspruchsvollere Gelegenheitsspieler auf ihre Kosten kommen. Ein sogenanntes Kennerspiel ist Cacao hingegen nicht.
Das Spiel führt uns in eine exotische Urwaldlandschaft, vier Völker = vier Farben = bis zu vier Spieler mehren Ruhm und Gold durch Anbau und Handel mit Kakao. Am Ende gewinnt jener Stammeshäuptling mit dem meisten Gold. Cacao basiert auf dem Prinzip Legespiel. In Schachbrettmanier werden, immer alternierend, zwei Arten von Plättchen ausgelegt: Einerseits sogenannte Arbeiterplättchen, andererseits sogenannte Urwaldplättchen. Die Anzahl der Arbeiter in der eigenen Farbe auf einem Plättchen wird mit dem Nutzen des direkt angrenzenden Urwaldplättchens multipliziert. Ein Beispiel, das diesen einfachen Mechanismus deutlich macht: Drei gelbe Arbeiter, die an ein Urwaldplättchen Doppelplantage grenzen, bringen Gelb 3x2 Cacao-Früchte.
Cacao-Früchte werden auf einem anderen Urwaldplättchen verkauft, den sogenannten Märkten und bringen, je nachdem, zwei, drei oder vier Goldstücke pro Cacao-Frucht ein.
Mitspieler sind ständig involviert
Entscheidend fürs Spielgefühl von Cacao ist, dass die Spieler nicht allein vor sich hinspielen, sondern jede Aktion Auswirkungen auf Mitspieler hat. Alle Spieler sind also die ganze Zeit in der einen oder anderen Form beteiligt. Denn: Der erste Spielzug ist immer das Anlegen eines Arbeiterplättchens neben ein bereits liegendes Urwaldplättchen, wodurch meist ein „leeres“ Feld entsteht, das von zwei Seiten mit bereits liegenden Arbeiterplättchen begrenzt wird. In diesem Fall muss der Spieler am Zug dieses Feld mit einem neuen Urwaldplättchen füllen, das er sich in der Auslage aussucht, die immer zwei offene Urwaldplättchen zeigt. Welches nimmt er? Geht es ihm darum, im Moment eher weitere Cacao-Früchte zu sammeln oder lieber welche gewinnbringend an einem Markt zu verkaufen? Oder geht sich sogar beides in derselben Runde aus? Aber: Grenzen Arbeiter anderer Völker ebenfalls an und welchen Vorteil haben diese dadurch? Denn als Drittes werden alle Arbeiter aktiviert, die an ein soeben gelegtes Urwaldplättchen grenzen.
Die erste Entscheidung ist, wie der Spieler sein Arbeiterplättchen legt. Er darf es beliebig drehen. In Summe sind es immer vier Arbeiter pro Plättchen, doch sie sind unterschiedlich auf die vier Kanten verteilt (siehe Bild rechts oben). Viereckige Spielplättchen haben heute beinahe schon Seltenheitswert, seit den Siedlern von Catan sich die Autoren verstärkt auf die Möglichkeiten der Hexagone stürzten. Aber Cacao zeigt, dass es nicht immer Sechsecke sein müssen, um die Spieler über vielfältige Möglichkeiten und Auswirkungen ins Grübeln zu bringen.
Der Vollständigkeit halber: Im Urwald gibt es noch Goldgruben, die unmittelbar den Kassastand auffüllen, während Tempel, Sonnenkultstätten und Wasserfelder erst bei der Schlusswertung noch zu Verschiebungen im Goldbestand der einzelnen Spieler führen. Man darf diese „Sonderfelder“ keineswegs unterschätzen. Die Regeln sind eindeutig, sie im Einzelnen hier aufzuführen, ist nicht notwendig.
Fazit
Denn unterm Strich ist Cacao dank der klaren Grafik (Claus Stephan) fast schon selbsterklärend. Nach zwei, drei Runden hat man das Wesentliche intus, um zielgesteuert Gold zu scheffeln und gleichzeitig im einzelnen Zug möglichst keinen oder wenige Mitspieler mitverdienen zu lassen. Was nicht immer zu vereitlen ist, denn zwei zufallsbetonte Variablen bleiben immer: Wie sehen die drei Arbeiterplättchen aus, die ich für meinen Zug aktuell auf der Hand nachgezogen habe, welches davon wähle ich aus, und welche zwei Urwaldplättchen liegen aufgedeckt in der Auslage?
Wenige Regeln, aber doch Raum genug für ein spannendes klassisches Familienspiel ohne Überfrachtung an Sonderregeln und anderem Schnickschnack.
Nr. 1153: Cacao |
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Spielwiese-Code | | E | 8 | | |
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Themen: Ernte und Handel, Urwald
Preis-Leistungsverhältnis |
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Auszeichnungen
Das Rezensionsexemplar wurde von Abacus zur Verfügung gestellt |
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