Spielwiese-Test 808: Der kleine Prinz
Der Versuch, Spieler zu Gutmenschen zu machen
Kann das gutgehen, ein Brettspiel zum mehr als 50 Millionen Mal verkauften Buch "Der kleine Prinz" zu machen? Kosmos wälzte diesen Plan lange Zeit, der Jurist und Spielautor Kai Haferkamp hat ihn ausgeführt.
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Gedanken notieren gehört zum Spiel: Autor Kai Haferkamp (Mitte) beim Testen mit Spielefans. Fotos: Spielwiese |
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Mit den Originalzeichnungen aus dem Buch ist das Brettspiel Der kleine Prinz gestaltet worden: Der Prinz und der Fuchs sollen zusammengeführt werden. |
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Man ist schon nach wenigen Minuten positiv überrascht und wirft alle Befürchtungen über Bord. Dabei sind die Spielelemente nicht neu. Für Strichzeichnungen sollen kreative Deutungen oder Beschreibungen gefunden werden; etwas Pictionary (Spielwiese 3/88); Erraten einer persönlichen Erinnerung; Ergänzen einer Passage aus dem Buch. Es zu kennen ist natürlich von Vorteil, trotzdem: Rasch findet man in die Gedankenwelt des kleinen Prinzen und wird von Runde zu Runde tippsicherer.
Je nach Aufgabenart geben die Spieler nun Wertungen ab oder kassieren als Lohn eine bestimmte Anzahl an Sternenchips, die sie auf de Spielplanhimmel legen. Wer am Ende die wenigsten Sterne übrig hat, hat gewonnen.
Doch wer gewinnt, ist letztlich genau so zweitrangig wie die Frage, ob die Kleiner Prinz-Figur den Fuchs (er wird bewegt, wenn Aufgaben scheitern) doch nicht einholt. Dann hätten nämlich alle Spieler verloren. Gemeinsames Spielziel ist es, die beiden Figuren zueinander zu bringen, was analog zum Buch bedeutet, dass der Fuchs gezähmt wurde.
Kooperative Note
"Was heißt zähmen?", fragte der kleine Prinz den Fuchs. "Zähmen bedeutet, sich vertraut zu machen", antwortete er Das ist auch der poetisch-philosophische Hintergedanke des Brettspiels: Die Spieler sollen voneinander erzählen und sich vertraut machen. Im Gegensatz zu anderen Partyspielen, geht das hier ganz ohne Holzhammer. Das Brettspiel Der Kleine Prinz ist dank der Fragen- und Aufgabenstellungen ein unaufgeregtes Unterfangen, ein ganz, ganz ruhiges konzentriertes Spiel für (schon etwas reifere) Personen, die sich gerne auf Gedankenaustausch und Kommunikation einlassen. Das ist Bedingung, damit's funktioniert.
Ergo: Die ambitionierte Aufgabe, der Buchvorlage gerecht zu werden, wurde mit Bravour gelöst. Eigentlich müsste der Autor vom Buchhandel eine Auszeichnung erhalten: Denn durch das Brettspiel wird man wieder das Buch zur Hand nehmen oder es sich (endlich) kaufen.
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