Spielwiese-Test 386/1139: Zum Kuckuck!/Land unter
Kampf der Flut
Manche Spiele haben eine eigenwillige Geschichte. So wurde aus dem Prototyp "Land unter" das Vogelspiel Zum Kuckuck!, um später doch noch als Land unter zu erscheinen.
ergänzt aus Die Spielwiese 42 (1997)
|
Die Leuchtturmsymbolik ab der Ausgabe von Berliner Spielkarten gibt gut wieder, dass die Spieler hier Orientierung vor den Unbillen des Wetters suchen – so, wie es sich der Autor ursprünglich auch vorgestellt hatte. Bild: Amigo |
1999, da gab es noch F.X. Schmid als praktisch eigenständige Spielemarke unter dem Dach von Ravensburger (Ravensburger hatte nach den Traditionsverlag nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten zwei Jahre zuvor übernommen). Eines der Highlights des Jahres war das Kartenspiel Zum Kuckuck! von Stefan Dorra. Daraus sollte später Land unter werden, ein Spiel, das nun schon seit mehreren Jahren im Programm von Amigo ist.
Zuerst aber die damals in der Spielwiese veröffentlichte Rezension von Zum Kuckuck!
Falscher Vogel
"Die Karten auf der Hand haben nicht nur eine Zahl, sondern vielleicht auch einen kleinen Kakadu. Den gilt es zu verteidigen. Wer in einem Durchgang nämlich die meisten Kuckucke hat, muß einen Kakadu abgeben. Wer keinen Kakadu mehr hat, scheidet aus.
Nach dem Ausspielen einer Karte – alle verdeckt und gleichzeitig – zieht der Spieler eine der beiden ausgelegten Nestkarten mit bis zu zwölf Kuckucken. Der zweithöchste die andere. Diese Karten werden offen gelegt, danach – siehe oben. Es geht bei diesem tollen Spiel also darum, die Chancen am besten einzuschätzen. Wem das irgendwie bekannt vorkommt, der schlägt nach bei Hol’s der Geier.
Kartenspiel für 2 bis 5 Spieler ab 12 Jahre von F.X. Schmid. Verdeckt werden gleichzeitig Karten ausgespielt, wer die höchste hat, zieht eine der beiden ausgelegten Nestkarten mit Kuckucken. Ziel: trotzdem wenig Kuckucke in sein Nest zu bekommen.
Spielreiz: hoch
Material: gut
Ca.-Preis: 120 ÖS/17 DM
Wertung: 3 von 5 Punkten, als Einsteigerspiel klassifiziert"
|
|
Statt mit Rettungsringen waren in der ersten Ausgabe Teile der Handkarten mit Kakadus versehen. | |
Der "richtige" Titel
Die Optik ließ auf ein Kinderspiel schließen, tatsächlich war aber schon Zum Kuckuck! ein verflixtes Kartenspiel für Familien und Erwachsene. Im Zuge einer kurzfristigen und nicht erfolgreichen Viermarkenstrategie von Ravensburger, bei der Alea entstand, wurde das Spiel 1999 ausgemustert. Reinhard Staupe, Spielautor und 2001 als Redakteur bei Berliner Spielkarten, übernahm das Kartenspiel mit Handkuss in ein Sortiment, das gerade aufgebaut wurde. Und er gab ihm seinen ursprünglichen Namen Land unter zurück. Statt von Vögeln handelte das Spiel nun am Wasser: Die Spieler mussten sich nicht gegen Kuckucke wehren, sondern gegen den ansteigenden Wasserspiegel.
Das Spiel war das gleiche: Aus 60 Zahlenkarten bei F.X. Schmid wurden 60 Wetterkarten und damit aus den kleinen Kakadus Rettungsringe, die 24 Nest-Karten mutierten zu 24 Flutkarten und die 24 Kakadu-Karten = 24 Rettungsringkarten.
Auch Berliner Spielkarten war mit seiner Neuausrichtung nicht der gewünschte Erfolg beschieden und so kam Land unter bereits ein Jahr später – wiederum durch Reinhard Staupe – zu Amigo und erfreut sich dort gleichbleibender Beliebtheit.
Ärgern mit Raffinessen
Denn tatsächlich hat Land unter einige Raffinessen, die unter dem alten Namen vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit hatten. Da ist einmal der Bietmechanismus: Das Abwägen, ob man nun eher mit niedrigen oder hohen Handkarten (Wetterkarten, vorm. Zahlenkarten mit Werten von 1 bis 60) möglichst die niedrigere von zwei ausgelegten Flutkarten erwischt. Denn die Höhe der Flut (vorher Anzahl der Kuckucke), die beim Spieler in der Wertung angezeigt wird, bestimmt ob man eine Rettungsringkarte abgeben muss. Die Anzahl der Rettungsringkarten für jeden Spieler wird schon zu Beginn durch das Zählen der Rettungsring-Symbole auf seinen zufällig zugeteilten Wetterkarten festgelegt. Zusammen ergibt das eine hübsche Mischung aus Glück und eigenem Zutun. Hier kommt Land unter tatsächlich nahe an Hol's der Geier heran.
Eine pfiffige und damals unübliche Idee war von Beginn an, dass die Handkarten samt Rettungsringen/Kakadus für den nächsten Durchgang an den linken Spieler weitergegeben werden müssen. So muss ein Spieler praktisch bewiesen, es mit demselben Blatt besser als sein Vorgänger zu machen. Jeder Spieler kommt mit jedem Blatt einmal an die Reihe.
Warum es Kuckucke waren
Das Thema von steigendem Wasserspiegel und wie man sich dagegen zur Wehr setzt, ist auch nach längerer Zeit noch originell. Wie es überhaupt dazu kam, den Flut-Gedanken zu verwerfen und daraus ein Spiel mit Kuckucken zu machen, die sich ins fremde Nest setzen, hat Autor Stefan Dorra vor einiger Zeit den Kollegen von Hall9000 in einem Interview verraten: "Mit Zum Kuckuck! konnte ich mich nie so richtig anfreunden. Mein Prototyp hieß von Anfang an ,Land unter’ und hatte mit Vögeln nichts zu tun. Der verantwortliche Redakteur von F.X. (Stefan Brück, heute Kopf von Alea, Anm.) suchte ein Spiel, mit dem er an den Erfolg von Hol's der Geier anknüpfen wollte. Um eine gewisse Nähe zum Geier auszudrücken, wurde dann der Titel Zum Kuckuck! gewählt."
![]() |
Nr. 386/1139: Zum Kuckuck!/Land unter |
|
Spielwiese-Code | |
|
die folgenden Angaben beziehen sich auf die Amigo-Ausgabe Land unter
|
Themen: Wasser, Ebbe und Flut
|
|
![]() |
|
Auszeichnungen
|
|
|
|