Spielwiese-Test 1381: Roundforest
Spiel mit Drehmoment
Roundforest ist ein im wörtlichen Sinn schönes Spiel. Es verlangt dir jedoch mehr ab, als du vor dem ersten Mal glaubst. Mit all den Zufälligkeiten umzugehen, bringt am Ende des Tages sehr unterschiedliche Erfahrungen.
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Nr. 1381: Roundforest | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Nach jedem Zug wird das Waldteil, auf dem eine Figur zu stehen kommt, um 90 Grad gedreht. So verändern sich die Zugmöglichkeiten ständig: Die hellen bzw. dunklen Punkte an den vier Seiten eines Waldteils geben an, ob das nächste/übernächste Waldteil betreten werden darf oder nicht. Bild: spielwiese.at |
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Die gute Nachricht
Tolles Spielmaterial und sehr funktionelle Grafik
Die schlechte Nachricht
Man wird den Eindruck nicht los, dass da doch ein bisschen zu viel des Guten in das Spiel gepackt wurde
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Rein ins Spiel!
Mal läuft’s so, mal so. Von „dynamischem Wettstreit“ über „spannend“ bis hin zu „sehr mühsam“ lauteten die Urteile zu Roundforest nach den Testrunden. Wobei, das kristallisierte sich heraus, eine Partie zu zweit flüssiger ist und gezielteres Handeln ermöglicht. Als Zweier-Spiel solltest du es auf jeden Fall ausprobieren.
Was kann also dieses Spiel, das so unterschiedliche Erfahrungen hinterlässt? Ist am Ende zu viel hineingepackt in die Geschichte von Abenteuern, die sich im verwunschenen Wald auf die Suche nach den Goldenen Äpfeln machen? Nicht nur, aber auch, die Fülle an Spielmaterial spricht dafür. Wir haben nachgezählt: Es sind 219 Teile in 18 unterschiedlichen Arten, Grundformen und -farben. Da bekommt man was fürs Geld. Allerdings braucht es auch seine Zeit, all das ganze Material spielbereit zu machen.
Der Ablauf ist dann relativ einfach. Relativ, denn so schnell hat man ihn nicht verinnerlicht. Der wiederholte Blick in die Spielanleitung gehört zur Lernkurve. Hier eine grobe Schilderung, worum es bei Roundforest spieltechnisch geht.
32 bzw. bei zwei Spielern 21 achteckige Waldteile werden ausgelegt. Darauf werden zufällig blaue, rote und gelbe transparente Chips verteilt. Die Spieler können mit ihrer Abenteurerfigur senkrecht oder waagrecht auf ein angrenzendes oder das diesem folgende Waldteil ziehen. Je nach Chip, der dort liegt, passiert Folgendes:
- bei einem blauen Chip erhältst du einen Gegenstand (Plättchen), den du aus dem blauen Beutel ziehst
- bei einem gelben Chip machst du das gleiche, darfst den Gegenstand aber nicht behalten, sondern legst ihn auf ein Waldteil mit einem gelben Chip. Diesen Gegenstand kann sich jeder Spieler holen, der auf dieses Waldteil zieht
- bei einem roten Chip kommt eine Charakterkarte ins Spiel. Davon später.
Der Clou bei Roundforest ist, dass man das Waldteil, auf das man zieht, anschließend um 90 Grad dreht. In der Spielanleitung ist das schön damit begründet: „… wo immer du auch hintrittst, dreht sich der Boden unter deinen Füßen, was die Orientierung erschwert.“ Wozu? Man will bzw. muss im Spiel bestimmte Waldteile erreichen, um dessen Vorteile zu nutzen. Jene eines Chips, eines Gegenstandes oder eines Charakters, der dort liegt, und vor allem eines Brunnens. Zieht man auf einen Brunnen (es gibt immer vier davon), darf man gesammelte Gegenstände in Kupfermünzen tauschen, Kupfermünzen in Silbermünzen und Silbermünzen in Goldene Äpfel, um die es schlussendlich geht. Ein Wunschbrunnen, sozusagen.Aber! Nicht von jedem Waldteil kommt man so mir nichts, dir nichts auf andere Waldteile bzw. Brunnen. Für jede Richtung wird – durch weiße oder leere Achtecke – angezeigt, ob man ziehen kann oder nicht. Die Möglichkeiten sind völlig unterschiedlich auf die Waldteile und Himmelsrichtungen verteiltund ändern sich durch das ständige Drehen. So musst du also immer zuerst überlegen, ob und wie weit du wohin mit deiner Figur im nächsten Zug ziehen kannst, bevor du auf ein bestimmtes Waldteil ziehst, das – und das ist’s! – danach um 90 Grad gedreht wird. Roundforest bedingt hier ein wenig Vorstellungskraft.
Nun aber noch kurz zu den Charakterkarten. Du ziehst blind eine der (anfangs) zwölf Charakterkarten, du auf einem Waldteil mit einem roten Chip gelandet bist. Es gibt nette, feindselige und hilfreiche Charaktere für deinen Streifzug durch den Fantasywald. Sie erlauben, verkürzt gesagt, entweder zusätzliche Tauschmöglichkeiten von Gegenständen und Münzen oder stellen dich vor die Aufgabe, bestimmte Gegenstände und Münzen abzugeben, um den Fluch des Charakters loszuwerden. Nur wer ohne Fluch belastet ist, kann am Ende mit drei Goldenen Äpfeln und dem Smaragdring – einem besonderer Gegenstand – als Sieger hervorgehen.
Viel Zufall, der herausfordert
Roundforest ist eine interessante Mischung aus Zufallselementen und eigenen Entscheidungen, die den Spielern abgefordert werden. Der Zufall beginnt beim Spielaufbau – welche Nachbarn mit welchen Zugmöglichkeiten haben die Waldteile? Welche Farbchips landen wo? –, im Spielverlauf bestimmen wiederum zufällig aus dem schwarzen Beutel gezogene Farbchips einen Teil des Geschehens. Denn damit werden Waldteile neu belegt, sobald eine Spielfigur weggezogen wurde. Ein sehr starkes Glückselement ist auch, welche Gegenstände man aus dem blauen Beutel zieht. Als Gegengewicht aber wiegen die möglichst vorausblickende Entscheidung, in welche Richtung man seine Figur zieht, wann man Gegenstände und Münzen tauscht (Tipp: möglichst rasch) und, was die Charakterkarten angeht, wie schnell man einen Fluch beseitigen will (und kann). Das kann man auch Mitspielern überlassen. Jeder Charakter, auch ein feindseliger, ist am Ende nämlich immer mit einem bestimmten Vorteil verbunden.
Fazit
Du siehst schon, so ganz easy ist Roundforest nicht. Einsteigern würden wir das Spiel nicht empfehlen. Man sollte schon mit etwas anspruchsvolleren Spielen und heutigen Mechanismen vertraut sein. Alles ist, wie erwähnt, durchdacht, aber ausgewogen arrangiert. Auch wenn dasv Spiel ordentlichen Tiefgang hat: Das ist keine Garantie, dass jede Partie Roundforest zum befriedigenden Erlebnis wird. Wer ganz großes Pech hat, dem bürdet das Spiel beim ersten Mal zu viel auf. Die Schachtel wird dann im Regal verstauben. Und das wäre schade.
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Nochmals spielen? Eine zweite Partie sollte man auf jeden Fall wagen. Erst dann wird einem das Potenzial klar, das in dem Spiel steckt. |
Rund ums Spiel Das Rezensionsexemplar wurde von Piatnik zur Verfügung gestellt |