Spielwiese-Test 1440: Canvas
Bildhaft ist das nicht
Mit elaborierten Titeln ist es immer so eine zwiespältige Sache. Canvas ist sehr gewählt ausgedrückt, bedeutet aber nichts anderes als Leinwand. Darauf sollen wir Bilder malen. Naja, nicht ganz.
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Nr. 1440: Canvas | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Hier leicht versetzt drei Kunstkarten, die ein Gemälde ergeben. Unten die Elementsymbole. Im Hintergrund zwei Wertungskarten Gestaltung und Stil mit den Bedingungen, wodurch gepunkte wird: Alle fünf Farbkleckse werden von diesem Gemälde bedient (Gestaltung) und drei Mal die schraffierte Fläche erfüllt die Bedingung der Wertungskarte Stil. Bild: spielwiese.at |
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Die gute Nachricht
Die zusammengerollte Spielmatte als Trenner: Ganz einfache, in diesem Fall auch praktikable Einteilung zum Verstauen des Spielmaterials.
Die schlechte Nachricht
Das handwerklich exzellente Cover führt in die Irre: Es muss nicht gezeichnet oder gemalt werden!
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Rein ins Spiel!
Das tolle Spielmaterial will man sofort ausprobieren und die Bezeichnungen der einzelnen Teile tun das Ihre: Inspirationsmarker, Kunstkarten, Abzeichen – wie das schon klingt! Das lässt einen schon glauben, mit diesem Spiel in die Welt der Malerei, ins Kunstschaffen einzutauchen.
Nun, diese Erwartung wird leider nicht erfüllt. Canvas ist ein solides, unaufgregetes Spiel. Das aufwendige Spielmaterial täuscht allerdings darüber hinweg, das das Thema auch ein ganz anderes sein könnte. Unterm Strich geht es um nichts anderes, als vier unterschiedliche Elementsymbole an fünf Positionen möglichst so zu kombinieren, dass aufgrund von Wertungsvorgaben damit am meisten Punkte erzielt werden. Dass dafür gleichzeitig mit transparenten Folien, die quasi die Spielkarten sind, hübsche Gemälde entstehen, gerät schon in der ersten Runde in den Hintergrund. Und wie diese Gemälde schlussendlich aussehen, spielt keine Rolle.
Schauen wir uns das Spielmaterial genauer an, dann wird die Sache klarer. Ein fertiges Gemälde besteht immer aus einer Hintergrundkarte und drei Kunstkarten, die in eine Hülle gesteckt werden. Diese Kunstkarten sind transparent, zeigen im oberen Teil ein Detail eines Bildes (zum Beispiel viele Schmetterlinge oder einen Baum) und im unteren Teil zwei Elementsymbole: Ein Farbkreis für die "Farbigkeit" des Gemäldes, ein Dreieck für "Form", ein schraffiertes Quadrat für die "Textur" sowie ein s/w-Kreis für die "Tönung" des Gemäldes.
Aber wie gesagt: Ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen Gemälde und Elementsymbolen besteht nicht. Es sieht dennoch hübsch aus. Zugegeben.
Die Elementsymbole sind nicht transparent und haben entweder einen roten, gelben, grünen, blauen oder lilafarbenen Hintergrund. Diese Hintergrundmarkierungen werden Farbkleckse genannt und befinden sich immer an der gleichen Stelle einer Kunstkarte. Rot ist zum Beispiel immer ganz links. Das heißt: Legt man die drei Kunstkarten übereinander, ist immer nur ein Farbklecks jeder Farbe sichtbar und damit auch nur jenes Elementsymbol, das (eventuell vorhandene) andere abdeckt. Im Spiel würde man oft gerne eine bestimmte Kunstkarte für sein Gemälde verwenden, nur leider geht sich das einfach nicht aus, weil es nur drei Kunstkarten sein dürfen und das eine gewünschte Elementsymbol ein anderes abdeckt. Also tüftelt man an einer anderen Kombination herum.
Was am Kunstmarkt gefragt ist
Die Story von Canvas geht so, dass die Spieler in einem prestigeträchtigen Kunst-Wettbewerb gegeneinander antreten und ihre Werke zur Schau stellen. Was gefragt ist, bedeuten die auf der Spielmatte nebeneinander ausgelegten Wertungskarten mit unterschiedlichen Bedingungen. Es gibt insgesamt zwölf Wertungskarten, von denen für eine Partie zwei (sehr einfach) bis vier (sehr komplex) bewusst oder zufällig ausgesucht werden. Wird die Vorgabe einer Wertungskarte erfüllt, gibt es ein Abzeichen. Für die Wertungskarte Gestaltung winkt immer ein Abzeichen, wenn auf einem Gemälde alle fünf Farbkleckse verwendet wurden. 1 Abzeichen davon ist am Spielende ein Punkt wert, 2 Abzeichen drei Punkte, 3 Abzeichen aber schon neun Punkte. Ganz anders schaut es aus, wenn die Wertungskarte Stil ausliegt: Hier gibt schon für das erste Abzeichen vier Punkte, für zwei zehn Punkte und für drei Abzeichen 18 Punkte. Gefragt wären für Stil immer drei oder mehr schraffierte Quadrate.
Die Spieler müssen also immer danach trachten, für sie punktebringende Kunstkarten zu ergattern. Aber wie? Ganz einfach und ganz modern, wie man es inzwischen von vielen neueren Spielen her kennt. Fünf Kunstkarten liegen auf der Spielmatte aus. Wer die erste haben will, bekommt sie kostenlos. Wer die zweite in der Reihe haben will, muss auf die erste einen Inspirationsmarker legen – so eine Art Wegemaut bezahlen –, für die dritte Kunstkarte in der Reihe müssen schon zwei Inspirationsmarker investiert werden usw. Nimmt einer der folgenden Spieler eine Kunstkarte, auf der Inspirationsmarker liegen, streift er diese ein und verbessert damit seine weiteren Möglichkeiten.
Fazit
Die Illustrationen und die Gestaltung sind erstklassig. Ein echter Hingucker, der Freude macht. Dass man die Schachtel als „Bild“ sogar an die Wand hängen kann, ist eine nette Idee, die zum Thema passt. Aber das Thema ist eben … streng genommen nicht vorhanden. Man kombiniert Symbole, doch bildhaft im Sinn des Wortes gesprochen, ist es völlig egal, wofür sie stehen. So bleibt Canvas als Sammelspiel mit mehr Schein als Sein übrig.
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Nochmals spielen? Bedingt. Es hat uns nicht vom Hocker gehauen. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Asmodee zur Verfügung gestellt |