Spielwiese-Test 1446: The Border
Grenzfall
NSV ist dank des Qwixx-Erfolgs nicht unschuldig daran, dass wir inzwischen Schreibspiele wie Sand am Meer haben. Darunter gibt es hervorragende, aber auch viele mittelmäßige und langweilige. The Border zählt zur ersten Gruppe.
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Nr. 1446: The Border | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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The Border "handelt" davon, dass wir Gebiete auf unserer Tafel abgrenzen. Die Felder sind bei allen gleich angeordnet, nicht aber deren Farben.
Bild: spielwiese.at |
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Die gute Nachricht
Sehr kurzweilig, weil man immer eingebunden ist
Die schlechte Nachricht
Mit der Zeit gibt es durch die (abwaschbaren) Stifte doch Gebrauchsspuren
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Rein ins Spiel!
Die so populär gewordenen Schreibspiele (siehe auch "Spielspaß '19 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte", hier kostenlos zum Download) leiden oft darunter, dass ihre Abstraktheit derart unverbindlich ist, dass es beim zweiten Mal Spielen schon fad ist. Dem Ganzen ein schlüssiges Thema zu verpassen, gelingt selten. Das für The Border verwendete Thema ist im Sinn des vorigen Gesagten ein Grenzfall: Aufgesetzt, aber gerade noch nachvollziehbar. Doch seine Stärke hat das Spiel sowieso woanders, nämlich im Wechselspiel zwischen gerade aktivem Spieler und den nicht aktiven Mitspielenden.
Bei The Border haben alle Spieler eine abwaschbare Tafel, die neun Gebiete zeigt, die jeweils und ineinander verlaufend von farbigen Feldern eingegrenzt sind. Daher auch der Name des Spiels. Die Tafeln sind bis auf eine Sache identisch: Die Felder sind bei allen identisch, aber unterschiedlich eingefärbt. Wo beim einen Spieler zum Beispiel vier rote Felder aneinander gereiht sind, sind bei den Mitspielenden vier grüne, vier graue oder vier gelbe Felder platziert.
Das ist wichtig. Denn The Border gehört zu jenen Schreibspielen, bei denen der aktive Spieler „alles“ machen kann, die Mitspielenden aber nur das, was der aktive Spieler „übrig“ lässt. Konkret gesagt: Der aktive Spieler darf nach bestimmten Regeln einen bis alle fünf Farbwürfel seines Wurfes verwenden und auf entsprechenden Farbfeldern seine Kreuze machen, die anderen dürfen nur jene Farbwürfel für ihre Kreuze verwenden, die der aktive Spieler freiwillig oder unfreiwillig hat liegen lassen.
Es wäre nicht der Autor Michael Kiesling (Azul), der hierfür mit einem anderen Meister, nämlich Reinhard Staupe zusammengearbeitet hat, wenn der Mechanismus gewöhnlich wäre. Eigentlich ganz einfach, aber wirkungsvoll: Der aktive Spieler, der von Runde zu Runde wechselt, darf Farbwürfel nur verwenden, wenn er dadurch eine zusammengehörende Kette gleicher Farbe unter einem Mal abhaken = ankreuzen darf. Die Mitspielenden dürfen die übrig gebliebenen Farbwürfel verwenden, aber nur direkt neben schon angekreuzten Feldern. Durch die unterschiedliche Anordnung der Farbfelder auf den einzelnen Tafeln ergibt sich somit automatisch ein unterschiedlicher und kometetiver Spielfortschritt.
Und jetzt fragst du dich, was das alles mit Grenzen zu tun hat und wie gewertet wird … Auch das ist einfach gelöst. Für jedes Gebiet gibt es zwei unterschiedlich hohe Punktewerte zu gewinnen. Wer als Erster ein Gebiet eingegrenzt hat, erhält die höhere Punktezahl, alle die die entsprechenden Felder später angekreuzt haben, die niedrigere Punktezahl. Und fertig ist’s, wenn der Erste sechs Gebiete umschlossen hat.
Ganz entscheidend ist bei The Border als nicht aktiver Spieler, die Kreuze, die einem zufallen, gut einzusetzen. Sobald als möglich zum Beispiel die langen, also 4er- und 5er-Farbketten in Angriff zu nehmen. Oder mit dem Lückenschluss rund um ein Gebiet zu beginnen, das man wahrscheinlich vor den anderen abhaken wird können. Es ist oft der Fall, dass der oder die Zweitbeteiligten mehr mit einem Wurf anfangen können, als der aktive Spieler. Gerade gegen Schluss, wo The Border richtig Fahrt aufnimmt.
So oder so: Es sind immer alle eingebunden. Das ist gut.
Gut ist auch, nein: sehr gut ist, dass der relativ kleine fränkische Verlag immer wieder mit Innovationen und nützlichen Dingen seine Kundschaft überrascht. Hier mit einem Filz, der in den Schachteldeckel eingeklebt ist, womit man eine perfekte Würfelarena hat. Das kostet wahrscheinlich nicht alle Welt, ist aber ungemein praktisch und aufmerksam. Man freut sich zurecht.
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Nochmals spielen? Ja! |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von NSV zur Verfügung gestellt |