Spielwiese-Test 860: Amun-Re
Altes und Neues Reich
Wie im Sport sollte man auch bei Amun-Re in beiden Halbzeiten sein Bestes geben.
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Beispiel einer Amun-Re-Wertung: Die Besitzer der Gebiete Memphis und Abu punkten mit ihren Bauern, der Besitzer von Sawu erhält für sein Gebiet Einnahmen in Form von Goldstücken für seine Kamele, die er dort hat. Illustration: Hans im Glück |
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Anspruchsvolle Spieler mit Erfahrung wissen, was gemeint ist: Ein typisches Knizia-Spiel. Allen anderen sei gesagt: Hier wird mit unterschiedlichsten Elementen versucht einen Landstrich – in diesem Fall das Niltal zur Zeit der Pharaonen – zu besiedeln und zu bewirtschaften, damit ein Konvolut an Faktoren die höchste Punktezahl ergibt. Die komplexe und auch raffinierte Art von Amun-Re spricht nicht gegen das Spiel, aber "nur" für Leute, die den Biss haben, sich rund zwei Stunden auf sehr hohem Spielniveau zu messen.
Auch auf dieser Stufe sind die guten Einfälle nicht grenzenlos vermehrbar. Es beschleicht einen das Gefühl, dass man das alles in anderer Kombination schon mal auf dem Tisch gehabt hat. Aber, wie immer bei Reiner Knizia, bestimmt gerade die jeweilige Kombination den Reiz. Nichts im Spiel "passiert" ungewollt oder folgenlos.
Was in den acht Provinzen am linken Nilufer gebaut wird, hat zum Teil Einfluss auf die Konstellation in den sieben Provinzen am rechten Nilufer und umgekehrt. Darüber steht eine Tempelleiste: Die Spieler bieten verdeckt Gold-Karten und bestimmen so, welchen Einfluss der Amun-Re-Tempel für die nächste Runde nimmt.
Das hat gleich zweifache Auswirkung: Die Spieler mit den höchsten Geboten erhalten mehr Nachschub an Baumaterial und Machtkarten als die anderen; die Zahl des (neuen) Tempel-Standortes bestimmt die Höhe der Ernte in den Provinzen. Ernte ist wiederum gleichbedeutend mit Gold. Mit diesem Zahlungsmittel kauft man Bauern, Pyramiden und Machtkarten, deren Einfluss sehr hoch ist. An den Machtkarten, die erworben wurden, wird sich die Strategie des jeweiligen Spielers orientieren.
Aus der Geschichte wissen wir, dass im alten Ägypten zwischen dem alten und dem neuen Königreich unterschieden wird. Dem entsprechend hat auch Knizia das Spiel in zwei Hälften eingeteilt, was Amun-Re zusätzlichen Spannung verleiht. Nach der ersten Hälfte verlieren die Provinzen ihre Besitzer und Bauern, nicht aber die bereits darauf errichteten Pyramiden bzw. Teile davon (Bausteine). Anders gesagt: Die Provinzen werden für die ansonsten identische zweite Spielhälfte neu versteigert und die darauf stehenden Bauten mit erworben. Klar, dass man für Gebiete, die bereits Bauwerke haben, mehr zu bezahlen bereit ist.
Klar ist aber auch, dass der promovierte Mathematiker Knizia wie bei allen seinen Spielen auch bei Amun-Re bei den Spielern den Vorrat an Zahlungsmitteln durch ausgeklügelte Mechanismen gering hält.
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2003: Hans im Glück |
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