Nürnberg. Spielwarenmesse 2019. Tag 4. Was einem so ein- und auffällt.
2. FEBRUAR 2019
Konkrete Namen sind an dieser Stelle uninteressant, weil sie sagen den Spielern nichts. Bemerkenswert ist aber, dass es es gleich bei mehreren Spieleverlagen in den vergangenen Wochen und Monaten personelle Veränderungen gegeben hat. Das wird sich auf die Programme der jeweiiigen Verlage auswirken, und zwar nicht immer positiv, wurde in Nürnberg beim Fachsimpeln befürchtet.
Rund ein halbes Dutzend Spieleredakteure hat seine langjährigen Arbeitgeber gewechselt oder verlassen, um sich selbstständig zu machen. Für eine kleine Branche wie die der Spieleverlage ist die Zahl der Ab- und Zugänge massiv.
Zusätzlich Unruhe im Getriebe ist im Laufe des Jahres zu erwarten, wenn einige einschneidende Veränderungen in Eigentümer- und Vertriebsstrukturen durchgezogen werden, die in Nürnberg noch hinter vorgehaltener Hand besprochen wurden. Und es betrifft nicht nur Kleinverlage.
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Wenn man von der Spielwarenmesse zurückkommt, erwarten einen immer die zwei gleichen Fragen: Hast du etwas Besonderes entdeckt? Gibt es einen Trend?
Das mit dem Trend hatte ich gestern schon gestreift. Da ging es um die Einschätzung der Messe. Sie liegt sicher nicht falsch, was die Sache mit Spielwaren angeht, die buchstäblich für Bewegung sorgen. Bei Partyspielen müssen sich auch Erwachsene immer öfter verrenken oder sonstwie oft unnatürlich Gliedmaßen oder Körperteile bewegen. Da gibt es 2019 Zuwachs. Ein israelischer Verlag animiert mit Yoga Kit und Yoga Dice vornehmlich Kinder zu körperlichen Übungen.
Das ist fraglos eine gute Idee, denn Yoga greift um sich, spielerisch mit Karten und Würfeln, die Yogaposen zeigen, allerdings nichts Besonderes. „Das Ding“ bzw. „das Spiel“, über das die ganze Messe spricht, fehlt 2019.
Genauso wenig war auch am vierten Messetag kein neuer Trend bei Spielen auszumachen. 2019 ist mehr eine Fortsetzung von 2018: Die Spieler erwartet viel Kooperative, das Auflösen vieler Kriminal- und anderer Rätsel sowie eine nicht abnehmende Flut an Würfel-und-markier-die-Felder-Spielen quer durch alle Verlage.
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Zu neuen Spielen wird es im Detail in den nächsten Wochen und Monaten zu schreiben geben. Denn die meisten Neuerscheinungen sind erst in der Produktion oder im Vorstadium. In Nürnberg dominieren noch die sogenannte Handmuster, neudeutsch Mock-ups genannt.
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Ein Spiel will ich vorab doch noch kurz herausgreifen. Ich fordere schon seit vielen Jahren, Spiele sollen auch das reale Leben abbilden. Bei Jumbo greift man ein Thema an, das vergangenes Jahr unzählige Menschen betraf: Überbuchungen bei Flügen. Bei Overbooked sind die Spieler Airline-Mitarbeiter, die Flugzeugreihen füllen müssen, aber zu viele Passagiere haben. Auch wenn das alles mit einem gewissen Augenzwinkern betrachtet wird – wer schon einmal Opfer einer Überbuchung geworden ist, hat vielleicht keine große Lust, an diesen Nervenkitzeln erinnert zu werden. Mal sehen, wie das Publikum auf dieses Spiel reagiert.
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Für den letzten Live-Blog aus Nürnberg will ich noch einmal über den Tellerrand der Brett- und Kartenspiele blicken.
Vielleicht hast auch du als Kind einen Spielteppich im Kinderzimmer gehabt. Stundenlang konnte man darauf mit den Matchbox-Autos seine Kreise ziehen, Häuschen und Tiere hin und her rücken und in Gedanken abtauchen. Eine Firma aus Köln mit dem wunderschönen Namen Heimatpiste stellt in Nürnberg den Spielteppich 2.0 aus. Hochwertig, antibakteriell, leicht abzuwischen, weil aus einem besonderen Material. Im Digitaldruck sind darauf sehr keine Fantasiestraßen abgebildet, sondern München, Köln, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und das Ruhrgebiet im Größeren mit den bekanntesten Bauwerken und vielen kleinen ortstypischen Details.
Toll! Jetzt warten wir auf weitere Städte.
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Die Spielwarenmesse ist dieses Jahr 70. Ich hatte das schon erwähnt. Und weil Normalsterbliche keinen Zugang haben, ein paar Zahlen, um sich die Dimensionen vorstellen zu können.
- Sie erstreckt sich über 18 Hallen bzw. Hallengeschoße.
- 2886 Aussteller zeigen rund eine Million unterschiedliche Produkte.
- Würde man die Teppiche in den Gängen zusammenlegen, entspräche das fünf Fußballfeldern.
- 2000 Schilder weisen jeweils den Weg in das Labyrinth der Hallen.
Da bin ich jetzt durch. Zuhause geht es dann ans Aufarbeiten von vielen Kilo Katalogen, Prospekten und anderen Informationen. Und natürlich ans Spielen der ersten Neuheiten.
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