Auf Raten raten
Die Welt der Tiere hat so viele Facetten, dass man sich bei einem modernen Wissensspiel wie Fauna auch getrost einmal verschätzen darf, und trotzdem manchmal noch Punkte dafür kassiert.
Manchmal ist die Zeit einfach noch nicht reif. Vor genau zehn Jahren hatte Kosmos mit Pi mal Daumen ein revolutionäres Konzept für ein Quizspiel: Man musste nichts genau wissen, sondern nur halbwegs eine Ahnung haben. Langsam tastete sich die Runde dann ans Ergebnis heran. Pi mal Daumen war kein Verkaufsschlager und verschwand 2003 aus dem Katalog.
Doch seither kamen immer wieder derartige Wissensspiele auf den Markt, bei denen Schätzen im Vordergrund stand, so dass sich niemand wirklich blamieren muss (im Gegensatz zu Trivial Pursuit & Co.). Bei Kosmos beispielsweise Globalissimo, und das hier jetzt vorliegende Spiel zählt ebenfalls zu dieser Kategorie. Fauna schaffte es sogar, 2009 zum Spiel des Jahres nominiert zu werden!
Goldene Mitte bei Wertungssystem
Ein Schätzspiel steht und fällt mit seinem Wertungssystem. Für richtige Antworten soll es Punkte geben, aber nicht zu viele, sodass die schwächeren Spieler noch einigermaßen eine reale Chance auf den Sieg haben. Und natürlich darf andererseits auch das "Halbwissen" nicht über Gebühr belohnt werden. Fauna hat hier die goldene Mitte getroffen. Die Angaben für die Tiere beziehen sich einerseits auf Gebiete auf der großen Weltkarte, auf der man einen Teil seiner Gebote tätigt. Gebiete können konkrete Länder, aber auch Regionen oder Meere sein. Andererseits gibt es für die Angaben nach Gewicht, Länge und Schwanzlänge eines Tieres Skalen mit Feldern. Wer das richtige Land oder das richtige Skalenfeld trifft bekommt eine bestimmte Anzahl an Punkten, wer benachbarte Felder trifft ebenso, freilich weniger. Während die Punktevergabe für die Angaben nach Gewicht, Länge/Höhe und Schwanzlänge immer die gleich ist (7 bzw. 3 Punkte), variiert sie bei der geografischen Wertung: Je weniger Gebiete es sind, in denen das Tier vorkommt, desto mehr Punkte gibt es. Lebt ein Tier beispielsweise nur in zwei Gebieten, gibt es für einen Treffer zehn Punkte und für ein benachbartes Gebiet fünf Punkte, bei Tieren, die in neun bis 16 Gebieten anzutreffen sind, sind es nur noch vier Punkte pro Treffer und einen Punkt für alle, die knapp daneben lagen.
Sechs Möglichkeiten zu punkten
Wie schon beim Uhrahn Pi mal Daumen dürfen die Spieler auch bei Fauna mehrmals eine Schätzung zur selben Frage abgeben, sich sozusagen annähern. Im Detail läuft eine Runde folgendermaßen ab. In einer Box stecken die Karten mit den Tieren, zu sehen sind nur der Name, ein Bild und die Angaben, in wie vielen Gebieten das Tier lebt und welche Körpermerkmale eingeschätzt werden können. Die untere Hälfte der Karte ist zu diesem Zeitpunkt nicht zu sehen, auf ihr stehen die Lösungen. Nun überlegen sich die Spieler, wo sie ihre Schätzsteine einsetzen wollen. Reihum setzen die Spieler dann zuerst einen Schätzstein, in einer weiteren Runde wieder einen und so fort. Felder, auf denen bereits ein Schätzstein liegt, dürfen nicht besetzt werden. Man kann auf Nummer Sicher gehen und beispielsweise bei der Körperlänge auf benachbarte Felder setzen, wenn das vermutlich richtige Feld der Skala schon besetzt ist. Jedem Spieler stehen sechs Schätzsteine zur Verfügung, das bedeutet, dass bis zu sechs Schätzrunden pro Tier absolviert werden können. Wir haben das im Test, vor allem bei mehr als vier Spielern, als Zuviel des Guten empfunden. Wir plädieren bei fünf und sechs Spielern auf einen freiwillige Selbstbeschränkung auf fünf oder gar nur vier Schätzsteine. Das beschleunigt das Spiel deutlich.
Tierische Bandbreite
Natürlich hat der Startspieler einen Vorteil und wechselt pro Runde. Andererseits würde man gar nicht glauben, wie stark verbreitet manche Tiere sind oder welche Bandbreite ihre Körpermaße aufweisen können. So kann, als Exempel, das Spitzmaulnashorn 800 Kilo bis 1,4 Tonnen schwer werden, weshalb auf der Gewichtsskala drei Felder richtig zu tippen sind, und bei der Schwanzlänge (65 bis 75 cm) gibt es ebenfalls für zwei Felder die volle Anzahl an Wertungspunkten. Das Spitzmaulnashorn kommt übrigens in sechs Gebieten vor, ein Treffer brächte also sechs Punkte, ein Schätzstein auf einem Feld daneben noch zwei Punkte.
Abgrenzungen zu Wasser und zu Land
Die Abgrenzung der geografischen Gebiete auf der großen Weltkarte sind durchwegs klar. Die Spielanleitung besagt, dass auch ein Meeresgebiet und ein Landgebiet als benachbart gelten. So kann man sich – als Tipp – durch einen Schätzstein in einem angrenzenden Meer recht einfach die "kleinen" Punkte holen. In der Spielrunde zu klären ist allerdings, ob nun Britannien und Mitteleuropa Nachbarn sind oder sie durch das Gebiet Nordsee/Ostsee getrennt sind. Die gleiche Frage könnte auch bei der Straßen von Aden und dem Roten Meer auftauchen.
Es ist schön anzusehen, wie sich im Laufe einer Runde das Spielbrett – eigentlich ein Schätzbrett – mit den kleinen bunten Schätzsteinen füllt. Um bei der Wertung den Überblick nicht zu verlieren, gibt es schwarze Auswertungssteine. Ein Spieler liest die korrekten Lösungen vor, ein anderer markiert die Trefferfelder mit einem schwarzen Auswertungsstein, und dann werden wie am Roulettetisch erst einmal alle Schätzsteine weggenommen, für die es keine Punkte gibt.
Hervorragender Gesamteindruck
Fauna ist bis ins Detail mit sehr viel Sorgfalt gemacht. Das beginnt bei den Tierbildern auf den großen Karten, reicht über ein dickes Begleitheft, in dem man über alle 360 Tiere weitere Informationen zum Schmökern findet, bis hin zum Schachteleinsatz. Der ist so, wie man sich ihn vorstellt: übersichtlich und vor allem praktisch.
Als Fazit ist ein hervorragender Gesamteindruck zu ziehen. Fauna ist ein Spiel, das auf unterhaltsame Weise die oftmals erstaunliche Welt der Tiere näherbringt und dabei überhaupt nicht den Geruch von Biotest hat.
Nr. 1026: Fauna |
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Spielwiese-Code | | E | 10 | | |
2008: Huch |
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Themen: Tiere Preis-Leistungsverhältnis |
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-Service:Spielanleitung zum Download |
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Auszeichnungen
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