Das Vielleicht-ja-doch-Spiel …
Geschickt sind bei Port Royal verschiedene Motivatoren verwoben: Das Sammeln, das Zocken, das Kombinieren von Möglichkeiten. Zu alledem wird noch die Zockerseele in uns provoziert.
Ein paar Karten als Beispiele: Es gibt verschiedene Schiffstypen mit unterschiedlich viel Geld, das sie bringen (unten): hat man – wie hier – zwei oder fünf Säbel gesammelt, könnte man diese Schiffe abwehren. Die Karten für Personen tragen mehrere Informationen, am unteren Rand die Kosten, um die Person anzuheuern, oberhalb die Vorteile der Karten, wie Einflusspunkte (im Wappen). Geld sind die Karten selbst, nämlich ihre Rückseite – ein Prinzip, das man seit Bohnanza kennt. Bild: Pegasus |
Port Royal gehört in die Kategorie der Spiele, die mit der Gier der Spieler spekuliert. Hoffe ich auf die Taube auf dem Dach, oder nehme ich doch lieber den Spatz in der Hand? Diamant von Schmidt war vor wenigen Jahren ein schönes Beispiel dafür, doch das war im Vergleich zu Port Royal platt.
Die Anfangssituation ist ähnlich. Auch bei Port Royal werden nach und nach Karten zu einer sogenannten Hafenauslage aufgedeckt. Prinzipiell darf man das so lange aufdecken, wie man will, die Hafenauslage wird größer und größer. Hört man auf, darf man sich aus der Hafenanlage eine oder mehrere Karten nehmen. Die Anzahl hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie sind relativ einfach zu überschauen. Freilich: Das Pech lauert mit der nächsten Karte.
Die Karten zeigen großteils Schiffe und Personen.
- Schiffe bringen Geld, zu sehen an der Anzahl der Goldmünzen auf den Karten. Hier gewinnt vor allem in der Anfangsphase des Spiels die Gier leiocht die Oberhand: Jeder will (und braucht) so viel Geld wie nur möglich. Wird derselbe Schiffstyp das zweite Mal aufgedeckt, endet der Zug sofort und man schaut durch die Finger.
- Personen verleihen den Spieler bestimmte Fähigkeiten. Ganz entscheidend sind Matrosen und Piraten. Sie zeigen unterschiedlich viele Säbel. Mit Säbeln in seiner eigenen Sammlung kann man unliebsame Schiffe abwehren, sprich: man darf weiter aufdecken.
Alle Personenkarten zeigen aber auch Einflusspunkte. Um sie geht es eigentlich, alles andere ist Mittel zu Zweck. Wer als Erster zehn Einflusspunkte gesammelt hat, ist Sieger.
Bei Port Royal des Österreichers Alexander Pfister ist Weiterdenken gefordert. Es geht nicht nur ums Sammeln von irgendwelchen Edelsteinen, wie bei Diamant, sondern um das geschickte Kombinieren von Karten und ihren Möglichkeiten. Sehr großzügig ausgelegt: Ein Dominion im Handtaschenformat, wenn man so will.
Fazit
Port Royal ist ein Spiel, das Gelegenheitsspieler nicht überfordert, gleichzeitig auch Tiefe besitzt, damit es anspruchsvolleren Spielern Spaß macht. Es spielt sich flott, ist kurz, nimmt am Ende rasant an Fahrt auf, was das Sammeln von Einflusspunkten angeht, und gibt dank der Illustrationen von Klemens Franz auch optisch viel her. Das Um und Auf für das Vergnügen bei Port Royal ist freilich der Zockeraspekt, der Nervenkitzel, ob man weiter aufdecken soll oder nicht.
Die Mitspieler bleiben alles andere als unbeteiligt, stacheln die Risikobereitschaft an: „Also, ich würde ja noch eine Karte aufdecken, vielleicht …“
Nr. 1147: Port Royal |
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Spielwiese-Code | | E | 8 | | |
2020: Pegasus
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Themen: Seefahrt, Handel Preis-Leistungsverhältnis |
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-Service: |
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Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Pegasus zur Verfügung gestellt |
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